In der Savanne.

Ein neuer Tag. Endlich Safari. Vorbei an Giraffen und seltenen Vögeln (ohne JP an meiner Seite kann ich, zu meiner Schande, keinen einzigen Vogel mehr benennen) fahren wir durch eine trockene Savannen-Landschaft ins Timbavati Game Reserve im Greater Kruger Nationalpark, genauer ins Shindzela Camp. 10 riesengroße Zelte plus einen gemütlichen open-air Aufenthalts- und Essensbereich mitten im Busch. Näher an der Natur kann man kaum sein. Zur Begrüßung jagen auch direkt 4 mächtige Warzenschweine mit nicht zu unterschätzenden Hauern an uns vorbei. Ich halte vorsichtshalber die Luft an und verfalle in Schockstarre bis sie vorüber sind. Nach 3 Tagen im Camp erscheint mir diese Gefahr in Anbetracht der Tatsache, dass die Warzenschweinfamilie uns täglich einen Besuch im Camp abstattet und auch andere weitaus furchteinflößendere Tiere wie Leoparden, Löwen und Nashörner auch Zugang haben, geradezu lächerlich. Nach dem ersten Schrecken ging es direkt auf unseren ersten Game Drive, wie man im Fachjargon zu sagen pflegt. Spiel ist nämlich auch die Richtige Umschreibung für die Wahrscheinlichkeit Tiere in der Savanne zu entdecken. Die Tiere sind wahre Künstler in Sachen Tarnung und Versteckspiel. Denn selbst wenn das Tier bei dem Geräusch eines knatternden Land Rover-Motors noch nicht die Flucht ergriffen hat, heißt dies noch lange nicht, dass wir es auch im dichten Busch erspähen können. Dank unserem Tracker John und Fahrer Michael konnten wir jedoch einige Funde verbuchen. 

Neben springenden Antilopenherden, eine Elefantendame mit ihrem Kleinen, Nilpferden und Giraffen, war der einprägsamste Moment das Entdecken einer Löwenfamilie. 3 Löwinnen mit ihrem Nachwuchs. Sie lagen friedlich im hohen Gras und genossen die untergehende Abendsonne. Wir durften uns minutenlang das Naturschauspiel aus nächster Nähe ansehen. Als stille Beobachter saßen wir reglos in unserem Safari-Jeep und konnten den Anblick gar nicht fassen. Weniger als 10 Meter von uns entfernt krochen die Kleinen in die Obhut ihrer Mutter, machten es sich gemütlich zwischen den gewaltigen Tatzen, ließen sich liebevoll ablecken und posierten geradezu für das perfekte Foto. Gänsehaut breitete sich aus. Aus diesem Zustand wurden wir jedoch durch ein beherztes Knurren der Löwenmutter gerissen. Das anschließende Fauchen ließ mein Herz für einige Sekunden aussetzen. Doch kein Zoo hier, sondern echte Natur. Plötzlich fiel mir ein, dass wir in einem offenen Jeep in Sprungweite der nun offensichtlich aggressiven Löwin sitzen. Da war es also, das Abenteuer. Wir ließen die Löwenmeute also alleine, traten langsam die Rückfahrt an und begannen erst wieder normal zu atmen, als wir das Camp erreicht hatten. Das Strahlen in den Augen hielt allerdings Tage.

Der Wecker am Morgen klingelte um 5.00 Uhr. Es war noch dunkel und sehr kalt. Insgesamt fühlte es sich ganz und gar nicht nach Urlaub an, sich in der Dunkelheit aus dem Bett quälen zu müssen. Aber wer Tiere sehen will, muss früh aufstehen. Unser Guide Michael führte uns auf der Early Morning Walking Safari knapp 4 Stunden quer durch den Busch. Er bewaffnet mit einem Gewehr (für den Notfall) und wir im Zwiebellook gekleidet und der praktischen Cap auf dem Kopf, die nicht stilsicher, aber dennoch sinnvoll ist bei der brennenden Sonne Afrikas. Die folgenden Stunden analysierten wir Spuren der Tiere in jeglicher Form und Größe, begutachteten Büsche und Bäume, fanden Knochen und weniger spektakulär Schneckenhäuser. Die Tierwelt verhielt sich ruhig und ich war froh der Löwin nicht erneut zu Fuß zu begegnen. Bis wir in weiter Ferne (zu Fuß gefühlt doch immer noch zu nah) ein Nashorn sahen. Versteckt hinter Büschen kaute der vom Aussterben bedrohte Koloss gemächlich auf etwas Blättern herum. Von unserem Guide geschickt positioniert (gegen die Sonne und gegen die Windrichtung) beobachteten wir eines der Big Five-Tiere (übrigens als die „großen Fünf“ bezeichneten Großwildjäger früher jene fünf Tiere in Afrika – Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard – bei der die Schwierigkeiten und Gefahren bei der Jagd auf sie am Größten waren). Nachdem die Sonne auf der praktischen Cap nicht mehr auszuhalten war, begaben wir uns für das Frühstück ins Camp zurück. Die Tage in der sengenden Sonne in der Savanne vergingen wie im Fluge und den zweiten Teil der Safari-Tage verbrachten wir in den traumhaften Baumhaus-Zelten der Wait A Little Lodge im Karongwa Game Reserve. Auch dort warteten jeden Tag neue und spannende Tiere im Busch und abends Braai (das südafrikanische Barbecue) unterm Sternenhimmel auf uns. Wir wurden Zuschauer einer Geparden-Jagd auf eine ahnungslose Antilope (der Gepard war zu langsam), haben die sehr seltenen (JP war ganz aus dem Häuschen) und wirklich nicht hübsch anzusehenden Wilddogs in einer spannenden Verfolgungsjagd aufgespürt, sind einem männlichen Löwen begegnet, der majestätisch unter einem Baum lag und standen im stockenden Verkehr mit einer Herde Elefanten. Zu guter Letzt sahen wir noch das vierte der Big Five Tiere: den Büffel. Monströs lag er plötzlich neben unserem Auto und ließ sich nicht stören. Damit blieb uns nur eines der großen Fünf verwehrt, der Leopard, und somit ein Grund zurückzukehren.

An Sonntagen gelernt:
#der Kruger Nationalpark ist kein Zoo, sondern echte Wildnis #es kann kalt werden ohne Wände #auch nach 8 Safaris schafft man es nicht alle Antilopen-Arten auseinander zu halten #in der Finsternis um 5.00 Uhr aufzustehen, fühlt sich nicht nach Urlaub an # manchmal ist die Antilope schneller als der Leopard #auf Safari trägt man Partner-Cap #als Plan B bleibt immer noch: ‚Ranger‘ werden #ein Gin Tonic im Busch schmeckt noch besser als sonst #für einen Weg von 50 Metern vom Zelt zum Essen braucht man nachts bewaffnete Begleitung #das Balzverhalten männlicher Vögel ist beeindruckend kreativ

Den ersten Teil der Südafrikareise findet ihr hier.

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2 Antworten zu In der Savanne.

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